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aetano Brunetti (1744-1798) wurde 1744 in Fano geboren. Er war Schüler von Pietro Nardini (1722-1793), der als einer der besten Violinisten Italiens galt. In den 1760-er Jahren erfolgte die Übersiedlung nach Madrid. Dort wurde 1762 seine Bühnenmusik "Comedia de Garcia del Casttal" aufgeführt. 1767 wurde er zum 12. Violinisten der königlichen Kapelle ernannt. Die Rangfolge richtete sich hierbei nicht nach dem musikalischen Können, sondern dem Dienstalter. Im Laufe der Jahre landete er an dritter Stelle. Zeitgleich mit seinem Eintritt in die Hofmusik wurde er Musikmeister des Prinzen von Asturien, dem späteren König Karl IV. Brunettis Pflichten erweiterten sich nach und nach. Erste Kompositionen entstanden, auch für die Festlichkeiten in Aranjuez, der Sommerresidenz des Königshauses. Für die Konzerte hatte er sich auch um die Auswahl und Bezahlung der Musiker zu kümmern. Im Jahr 1788 starb Carlos III. unter dessen Ägide das Musikleben einer strengen Etikette unterworfen war. Sein Sohn wurde zum König Carlos IV. von Spanien ernannt und dieser hatte weiter gefasste musikalische Interessen. Er gründete das Kammermusikensemble "músicos de la real cámera", welches ausschliesslich zum Vergnügen des Königs musizieren sollte. Das Ensemble bestand aus Gaetano Brunetti an der Violine, seinem Sohn Francisco Brunetti (1770-1834) am Violoncello und Manuel Espinosa am Cembalo und auf der Oboe. Auch spielte der König bei Aufführungen des Ensembles selbst mit. 1795 wurde das königliche Kammerorchester gegründet, das im Kern aus 12 Musikern bestand und teilweise auch mit der Hofkapelle identisch war. Brunetti wurde zu dessen Leiter ernannt. Die gespielte Musik rekrutierte sich aus den italienischen, französischen deutsch/österreichischen Werken der Zeit.
Brunetti baute die Musikbibliothek des königlichen Hauses auf. Darunter sind viele bedeutende Namen der Zeit zu finden, dabei ist Haydn an erster Stelle zu nennen. Aber auch viele Komponisten, die den Besuchern unserer Konzertreihe bekannt sind, befinden sich darunter: K. Fr. Abel, J. Chr. Bach, L. Boccherini, J. B. S. Bréval, C. Ditters von Dittersdorf, B. Galuppi, A. Gyrowetz, Fr. J. Gossec, J. Haydn, N. Jommelli, L. Leo, J. Myslivecek, W. A. Mozart, G. Paisiello, I. Pleyel, B. Romberg, Fr. A. Rossetti, J. Stamitz und J. K. Vahal. Daran lässt sich erkennen: Brunetti hatte von Madrid aus durchaus seinen Blick auf das gesamte damalige europäische Konzertleben gerichtet. Sein Werkverzeichnis umfasst eine Messe, ein Miserere, drei Lamentaciones, Konzertarien, seine Bühnenmusik zu "Comedia de Garcia del Castañal", 6 Ouvertüren, 18 Menuette, 12 Kontratänze, 7 Märsche, 8 Galoppe, 32 Sinfonien, 4 konzertante Sinfonien, Variationen für Orchester, 1 Sonate für Viola, 23 Divertimenti für Streicher, 50 Quartette, 12 Sextette, 67 Sonaten für Violine und 30 Streichtrios. "Brunetti war einer der ungewöhnlichsten und fortschrittlichsten Komponisten seiner Zeit. Seine Musik lebt vom Kontrast. Am deutlichsten tritt dieser Zug in Brunettis sensibler Neigung zu schnellen Stimmungsumschwüngen in Erscheinung. Die Kontrastwirkung wird verstärkt durch Gruppierungen verschiedener Instrumente, Bezeichnungen für rasche dynamische Veränderungen, Abschnitte mit kontrastierenden Tonalitätsebenen und durch enges Nebeneinanderstellen verschiedenartigen thematischen und rhythmischen Materials."
Über Brunettis Familienleben ist wenig bekannt, nicht einmal der Name seiner ersten Frau. Aus dieser Ehe ging eine Tochter und der bereits erwähnte Sohn Francisco hervor. Brunettis Vater starb 1777 in Madrid und seine erste Frau um etwa 1797. Im September 1798 erbat er beim König um die Erlaubnis Doña Juana del Rio, die Cousine seiner verstorbenen Gattin, heiraten zu dürfen. Kurz nach der Hochzeit Ende November 1798 starb er jedoch schon am 16. Dezember "an einer qualvollen Krankheit".
Alle Zitate "Brunetti": ALICE BELGRAY/NEWELL JENKINS, Art. Brunetti, Gaetano, BIOGRAPHIE in: MGG Online, hrsg. von Laurenz Lütteken, Kassel, Stuttgart, New York: 2016ff., veröffentlicht 2015-10-18, www.mgg-online.com/mgg/stable/50585