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uigi Rudolfo Boccherini (1743-1805) entstammte einer Künstlerfamilie. Der Vater Leopoldo (1712-1766) war als Kontrabassist, Sänger und gelegentlich auch als Violoncellist in der "Capella Palatina" in Lucca tätig. Der Bruder Giovanni und die Schwester Maria Ester waren u.a. am Burgtheater in Wien als Tänzer/in engagiert. Maria Ester wirkte später auch noch als Primaballerina in Bologna, Venedig und Florenz. Es gab noch zwei weitere Schwestern in der Familie: Anna Matilde war ebenfalls Tänzerin und Riccarda Sängerin. Luigi erhielt seine erste musikalische Ausbildung bei Domenico Francesco Vanucci. Sein Debut als Cellosolist fand als 13-jähriger am 04. August 1756 in Lucca statt. Nach etlichen Konzerten in Lucca, Venedig und Triest trat er 1758 erstmals erfolgreich in Wien als Solist auf. Dort und in Italien sind bis Mitte der 1760-er Jahre Auftritte als Cellist überliefert, auch teilweise mit eigenen Kompositionen ("d'un maniera del tutto nuova"). G. M. Cambini (1746-1825) berichtet um 1800 über eine sechs Monate bestehende feste Streichquartett-Formation, der außer Boccherini und Cambini (Viola) die Geiger Pietro Nardini und Filippo Manfredini angehörten. Die Musiker widmeten sich dem Studium der frühen Streichquartette von J. Haydn und Boccherini. Beide, Haydn und Boccherini, werden als "Erfinder des Streichquartettes" angesehen, dessen Entwicklung der vier eigenständigen Stimmen von musikhistorisch größter Bedeutung ist. 1767 reiste Boccherini mit seinem Freund Manfredini nach London und Paris, wo er kein Unbekannter mehr war. Etliche seiner Werke waren gedruckt und verbreiteten sich in Europa. Weiter ging es nach Madrid, wo beide Musiker zunächst bis 1770 blieben und in einer italienischen Operntruppe, die auch in Aranjuez spielte, mitwirkten. Stützpunkt des Ensembles war der Wohnsitz von Luis Antonio Jaime, (genannt Don Luis), Infant von Spanien, in Schloß Boadillo del Monte bei Madrid. Boccherini stand fortan sowohl unter der Protektion des Infanten als auch unter der des Kronprinzen von Spanien.
Um 1770 heiratete Boccherini Clementina Pellicia, eine Sängerin der Operntruppe. Sie bekamen insgesamt sechs Kinder, von denen aber nur zwei Söhne überlebten. Ab 1770 war Boccherini auch als "compositore e virtuoso di camera" in Aranjuez mit einer guten Dotierung angestellt. Diese Sicherheit führte auch zu vermehrter Kompositionstätigkeit. Die Sextette (in Boccherinis Werkverzeichnis als Opus 16 eingetragen) sind dem Infanten gewidmet, wie fast alle Werke in Paris erschienen (irritierenderweise als Opus 15) und zeigen uns einen "typischen" Boccherini (dazu gehört die Besetzung mit zwei Violoncelli). Etwa 350 seiner 400 Werke sind kammermusikalische Instrumentalwerke. "Der hohe Spezialisierungsgrad, verbunden mit kompositorischer Meisterschaft und innovativer Kraft, die Idiomatik seines Stils durch die verschiedensten Kammermusikgattungen und der hohe internationale Verbreitungsgrad seiner Musik machen Boccherini zum Hauptrepräsentanten der italienischen und französischen Kammermusik im letzten Drittel des 18. Jahrhunderts."
Boccherini hatte ab 1783 Kontakt zu Kronprinz Friedrich Wilhelm von Preußen, der begeisterter Cellist war. 1786 zum preußischen König ernannt, zeigte der Regent großes Interesse an Boccherinis Schaffen und erteilte ihm etliche Kompositionsaufträge. In Spanien fürchtete Don Luis die Abwerbung Boccherinis seitens des preußischen Hofes und erhöhte das Salär für jede neu entstandene Komposition zusätzlich zum Jahresgehalt. 1785 starben sowohl Boccherinis Frau als auch der Infant. Boccherini erhielt daraufhin von Karl III. eine Pension. Auch schrieb er weiterhin für den preußischen König, der ihm jährlich 1000 Taler zusicherte. Ob Brunetti und Boccherini sich gekannt haben ist unbekannt. Bestimmt aber haben sie sich in ihrer künstlerischen Tätigkeit wahrgenommen. Boccherini heiratete 1787 nochmals und verstarb 1805 in Madrid an Tuberkulose. 1927 wurden seine sterblichen Überreste nach Lucca, seiner Geburtsstadt, überführt. Der Geiger Jean-Baptiste Cartier (1765-1841) äußerte über Boccherini: "Wollte Gott zu den Menschen in Musik sprechen, so täte er es mit den Werken Haydns, doch wenn er selbst Musik zu hören wünschte, würde er Boccherini wählen."
Quelle: www.br-klassik.de/themen/klassik-entdecken/alte-musik/stichwort-luigi-boccherini-100.htm.
Alle Zitate "Boccherini": CHRISTIAN SPECK, Art. Boccherini, Luigi, BIOGRAPHIE in: MGG Online, hrsg. von Laurenz Lütteken, Kassel, Stuttgart, New York: 2016ff., veröffentlicht 2015-10-15, www.mgg-online.com/mgg/stable/50238