Musik für San Marco
Track
Musik für San Marco
Venezianische Renaissance- & Barock-Musik
in historischer Aufführungspraxis
für 2 Barock-Violinen, 4 Barock-Posaunen & Orgel,
gespielt vom Capricornus Ensemble Suttgart
Ein Konzertmitschnitt aus der Kirche des UNESCO-Weltkulturerbes Kloster Maulbronn
HD-Aufnahme · DDD · Spielzeit: ca. 51 Minuten
Digitales Album [hier: MP3, 320kB/sec.]
14 Tracks incl. Booklet
MP3 Album
320 kBit/sec.
I
m Inneren des Markusdoms sind die Wände und der Boden, wo nicht verkleidet durch Platten aus Marmor, verziert mit Mosaiken, die viel Gold aufweisen, deswegen auch der Beinamen "Goldene Basilika". Insgesamt bedecken sie mehr als 8000m² und bilden die größte zusammenhängende Mosaikfläche der Welt. Sie zeigt Bilder von Aposteln und dem Heiligen Geist, Szenen aus der Genesis oder auch die Erzengel Gabriel und Michael.
Der Dom war wie geschaffen dafür, dass sich zwei wechselchörig antwortende Chorgruppen ihre Antiphonen gegenseitig nicht nur vor- sondern vor allem zusingen. Die gegenüberliegenden Balkone boten dazu die geeigneten Orte, die Orgeln, die sich auf je einem Balkon befinden schafften perfekte Voraussetzungen. Der Gedanke, je einen Chor oder gar mehrere Teilchöre auf verschiedenen Balkonen oder an verschiedenen Orten in der Basilika unterzubringen, lag nahe. Aber auch Instrumentalensembles nutzten die sich bietenden baulichen Gegebenheiten. Sie sangen und spielten abwechselnd, antworteten, vereinigten sich in den Tutti-Passagen und konnten so den Raum mit ganzer Klangpracht erfüllen. Nach der Plünderung Roms 1527 wollte Doge Andrea Gritti, der von 1523 bis 1538 im Amt war, Venedig zu reformieren und anstelle Roms als kulturelles Zentrum für Architekten, Maler, Schriftsteller und Musiker machen.
Giovanni Gabrieli wurde 1585 zweiter Organist nach Andrea Gabrieli, nachdem Claudio Merulo gekündigt hatte, und nur ein Jahr später nach dem Tod seines Onkels 1586 der Hauptorganist von San Marco. Giovanni konnte als Neffe von Andrea Gabrieli von dessen Kenntnissen profitieren und seine Werke, die schon mit der Mehrchörigkeit liebäugelten, studieren und schließlich selbst fortführen und verfeinern. Heute gilt er als Vollender der Venezianischen Schule. Von seinen Werken tragen viele den Titel Canzon wie die Canzon terza a 6, die bereits 1615 entstand. Eigentlich bedeutet Canzon Gesangstück, woher sie auch abgeleitet ist. Wie in der vokalen Motette werden nacheinander verschiedene "Soggetti" unterschiedlichen Charakters imitatorisch in den einzelnen Stimmen durchgeführt. Die Abschnitte selbst sind durch deutliche Kadenzen voneinander getrennt. Die Besetzung der Canzon ist nicht auf eine bestimmte Ensembleformation festgelegt.
Auch der in Brescia 1594 geborene Biagio Marini war zwar an San Marco tätig, aber keiner der Maestri di Cappella, sondern ab 1615 als Violinist unter Claudio Monteverdi. Musikalisch spielt Marini für die Entwicklung der Violin- und Triosonate eine große Rolle. Er war auch der erste, der Doppel- und Trippelgriffe sowie das Bogenvibrato notierte. Ein lyrischer Charakter prägt seine Melodieführung und er vermeidet zugunsten anderer kompositorischer Lösungen rhythmische Wiederholungen.
Cipriano de Rore stand schon früh im Kontakt mit dem engeren Kreis um Adrian Willaert und de Rores erste Mäzene waren wohl Ruberto Strozzi und Ceri Capponi. De Rore konnte 1563 die Nachfolge des im Dezember verstorbenen Willaerts an San Marco antreten. Nur ein Jahr später gab er die Stelle wegen auftretender organisatorischer Mängel wieder auf. Zu Lebzeiten schrieb de Rore über 100 Madrigale, in denen sich die kompakte, imitative Polyphonie zeigt, die bisher nur in Motetten üblich war. Unter diesen findet sich auch das 1547 veröffentlichte, achtstimmige Anchor che col partire, das große Beliebtheit erlangte und vielfach vokal und instrumental bearbeitet wurde und als Vorlage für Parodien diente.
Giovanni Bassano trat 1576 als Instrumentalmusiker an San Marco in Erscheinung. Neben Bassano als musikalischem Leiter des an San Marco angeschlossenen Seminars waren an San Marco auch Giovanni Croce als Maestro di cappella und Giovanni Gabrieli als Hauptorganist tätig. Bassano selbst komponierte unter anderem Motetten und Concerti ecclesiastici, Madrigale und Kanzonetten. Adaptionen, Diminutionen und Transkriptionen waren damals üblich, so dass es nicht weiter verwundert, dass sich Bassano des achtstimmigen Anchor che col partire von de Rore annahm.
Claudio Merulo wurde 1557 zweiter und schließlich 1566 erster Organist an San Marco. Unter seinen Kompositionen finden sich vor allem Madrigale, Motetten, Messen sowie Musik zu Bühnenwerken und Orgelmusik, die er zum Teil selbst verlegte. Er gilt als wichtigster Pionier der Toccata, die durch kompositorische Sorgfalt, Eleganz, Fantasie und Ausdruckskraft besticht. Die Toccata prima undecimo detto quinto tuono findet sich in der 1604 veröffentlichten Sammlung "Toccate d'Intavolatura d'Organo".
Giovanni Battista Buonamente steht in der Tradition Giovanni Gabrielis und wohl auch Claudio Monteverdis. An San Marco war er selbst vermutlich nicht tätig und viele seiner Kompostionen sind verloren. Von seinen sieben Büchern mit Instrumentalmusik sind nur die letzten vier überliefert. Diese allerdings wurden (1626, 1629, 1636 und 1637) alle in Venedig verlegt.
Dario Castello bezeichnete sich selbst als "Capo de musici d'Instrumenti da fiato" und als "Capo di Compagnia de Instrumenti". Beide Posten hatte er an San Marco inne. Inhaltlich zeichnen sich Castellos Sonaten durch die Vielfalt der Einfälle und der Satzweisen aus. Manchmal werden innerhalb einer Sonate Abschnitte durch Themenvariationen miteinander verknüpft, vorherrschend ist aber das Prinzip des Wechsels und des Gegensatzes.
Francesco Usper war Schüler von Andrea Gabrieli und ab 1614 Organist in San Salvatore. 1622 wurde er zum ersten Organisten in San Marco ernannt. 1624 wurde er Direktor der Priesterschaft Scuola di San Giovanni Evangelista, wo er bereits 1596 als Organist tätig war. Im Druck erschienen Messen, Psalmen und Instrumentalstücke unter dem Titel Sinfonia. 1619 erschienen Compositioni armoniche mit Motetten und zehn Instrumentalstücken. Von diesen existieren zwei Sinfonien, drei Sonaten (darunter eine von seinem Neffen Gabriel Sponga), drei Canzonen und zwei Capriccios in einer Abschrift von Albert Einstein.
D
as Capricornus Ensemble Stuttgart ist nach dem Stuttgarter Hofkapellmeister Samuel Capricornus (1628-1665) benannt. Das unter der Leitung des Stuttgarter Posaunenprofessors Henning Wiegräbe international besetzte Solistenensemble besteht seit 2009. Es hat sich zur Aufgabe gemacht, musikalische Schätze der Renaissance und des Barock zu präsentieren.
Seit 2014 hat das Ensemble mit einer eigenen Konzertreihe in Stuttgart eine musikalische Heimat gefunden. Hier kann es verschiedenste spannende Konzertprogramme realisieren. Ein Schwerpunkt dabei ist das Einbetten der Musik des Stuttgarter Hofs von Komponisten wie Lechner, Capricornus oder Boeddecker in einen internationalen Kontext. Bisher veröffentlichte das Capricornus Ensemble drei CDs beim Label Coviello Classics.
Der Posaunist Henning Wiegräbe leitet als Professor die Posaunenklasse an der Musikhochschule Stuttgart. Er studierte in Hamburg, Karlsruhe und Trossingen bei E. Wetz, W. Schrietter und C. Toet. Wichtige Impulse erhielt er u. a. von B. Slokar (Schweiz), C. Lindberg (Schweden) und B. Dickey (USA/Italien). Schon während seiner Zeit als Soloposaunist bei der Deutschen Staatsphilharmonie Rheinland Pfalz widmete er sich immer mehr der Alten Musik. Seitdem konzertiert er mit Ensembles wie Concerto Palatino, Les Cornets Noirs, Cantus Cölln, Concerto Köln, Musica Fiata Köln, Orchestre des Champs-Elysées, Collegium Vocale Gent, Amsterdam Barock Orchester, Freiburger Barock Orchester, den Taverner Players und dem Balthasar-Neumann-Ensemble und Dirigenten wie Konrad Junghänel, Philippe Herreweghe, Andrew Parrott, Ton Koopman, Pablo Heras-Casado und Thomas Hengelbrock.
In Stuttgart gründete er das Capricornus Ensemble Stuttgart. Neben seiner Arbeit als Solist mit Orchestern wie dem Bundesjugendorchester, der Deutschen Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz, den Dortmunder Philharmonikern, dem Kurpfälzischen Kammerorchester oder dem Württembergischen Kammerorchester Heilbronn ist er begeisterter Kammermusiker. Partner sind u. a. das Mandelring Quartett, das Vogler Quartett, das Verdi Quartett, das Peter Lehel Quartett, Daniel Schnyder, Martin Spangenberg, Wolfgang Bauer, Christian Lampert, Radovan Vlatkovic, City Brass Stuttgart und Bach, Blech & Blues.
Ein besonderes Anliegen von Henning Wiegräbe ist die Erforschung und Erweiterung des Repertoires für Posaune. Das reicht vom Aufstöbern und der Aufführung noch unbekannter Werke der Renaissance und des Barock bis zur Zusammenarbeit mit zeitgenössischen Komponisten und musikalischen Grenzgängern wie Peter Lehel und Daniel Schnyder.
Andreas Pilger & Cosimo Stawiarski ~ Barock-Violinen
Julia Fischer, Sabine Gassner & Felix Schlüter ~ Barock-Posaunen
Simon Reichert ~ Orgel-Positiv
Henning Wiegräbe ~ Barock-Posaune & Leitung
A
uthentic Classical Concerts zu veröffentlichen, heisst für uns, herausragende Aufführungen und Konzerte für die Nachwelt festzuhalten und zu vermitteln. Denn Künstler, Publikum, Werk und Raum treten in einen intimen Dialog, der in Form und Ausdruck - in seiner Atmosphäre - einmalig und unwiederbringlich ist. Diese Symbiose, die Spannung der Aufführung dem Hörer in all ihren Facetten möglichst intensiv erlebbar zu machen, indem wir die Konzerte direkt in Stereo-Digital-HD aufzeichnen, sehen wir als Ziel, als Philosophie unseres Hauses. Das Ergebnis sind einzigartige Interpretationen von musikalischen und literarischen Werken, schlichtweg - audiophile Momentaufnahmen von bleibendem Wert. Blühende Kultur, dem Publikum vor Ort und nicht zuletzt auch Ihnen zur Freude, sind somit jene Werte, welche wir in unseren Editionen und Reihen dokumentieren.
Die Konzerte im UNESCO-Weltkulturerbe Kloster Maulbronn, bieten in vielfacher Hinsicht die idealen Voraussetzungen für unser Bestreben. Es ist wohl vor allem die Atmosphäre in den von romantischem Kerzenlicht erhellten Gewölben, der Zauber des Klosters in seiner unverfälschten sakralen Ausstrahlung und Ruhe, die in ihrer Wirkung auf Künstler und Publikum diese Konzerte prägen. Renommierte Solisten und Ensembles der großen internationalen Bühnen sind gerne und vor allem immer wieder hier zu Gast - genießen es in der akustisch und architektonisch vollendeten Schönheit des Weltkulturerbes in exquisiten Aufführungen weltliche und sakrale Werke darzubieten, die wir in unserer Edition Kloster Maulbronn dokumentieren.
Andreas Otto Grimminger & Josef-Stefan Kindler, K&K Verlagsanstalt
Giovanni Gabrieli (ca. 1555 - 1612):
1. Canzon terza a 6 [2:53]
Biagio Marini (ca. 1587 - 1663):
2. Canzon ottava a 6 [2:35]
Giovanni Bassano (ca. 1551 - 1617):
3. Anchor che col partire (Diminution) [3:43]
Original von Cipriano de Rore (ca. 1515 - 1565)
Biagio Marini (ca. 1587 - 1663):
4. Sonata nona a 6 [3:19]
5. Canzon »La Bemba« [2:52]
6. Canzon terza a 4 Tromboni [1:51]
Claudio Merulo (1533 - 1604):
7. Toccata prima undecimo detto quinto tuono [4:42]
Biagio Marini (ca. 1587 - 1663):
8. Canzon decima a 6 [3:48]
Dario Castello (16. - 17. Jahrhundert):
9. Sonata decimaterza a 4 [8:08]
Francesco Usper (Ende des 16. Jhdts. - 1641):
10. Capriccio a 6 sopra »La sol fa re mi« [3:21]
Dario Castello (16. - 17. Jahrhundert):
11. Sonata terza a due Soprani [5:35]
Claudio Merulo (1533 - 1604):
12. Qui manducat meam carnem [2:44]
Giovanni Battista Buonamente (ca. 1595 - 1642):
13. Sonata No 22 a 6 [4:21]
14. Applaus [0:41]
Ein Konzertmitschnitt, aufgenommen in 'Direkt-Stereo-Digital HD', aus der Kirche des UNESCO-Weltkulturerbes Kloster Maulbronn, dokumentiert, kreiert & publiziert von Andreas Otto Grimminger & Josef-Stefan Kindler in Zusammenarbeit mit Sebastian Eberhardt, Klosterkonzerte Maulbronn.
Konzertdatum: 8. Juni 2019
Tonmeister: Andreas Otto Grimminger
Mastering & Produktion: Andreas Otto Grimminger & Josef-Stefan Kindler
Photography, Artwork & Coverdesign: Josef-Stefan Kindler
- Anmelden / Registrieren um zu kommentieren
- Share