Brunetti: Sextett Nr. 4 in C-Dur
Track
Sextett Nr. 4 in C-Dur
"Sestetto No. 4"
Für Flöte, 2 Violinen, Viola & 2 Violoncelli,
gespielt vom Quantz Collegium
Ein Konzertmitschnitt aus dem Schloss Favorite Rastatt
HD-Aufnahme · DDD · Spielzeit: 14:16
Digitales Album [hier: MP3, 320kB/sec.]
3 Tracks incl. Booklet [PDF]
MP3 Album
320 kBit/sec.
B
urgen und Schlösser regen seit jeher unsere Fantasie an. Sie waren und sind Orte blühender Musikkultur, denn sie wecken in uns tiefe Sehnsüchte und Gefühle. Mit ihren Geschichten und Legenden stehen sie für Romantik schlechthin. Bei ihrem Anblick spüren wir, dass Romantik weit mehr umfasst als die so benannte Epoche.
Die in unserer Reihe "Castle Concerts" vorgestellten Werke aus verschiedenen Jahrhunderten und aus den unterschiedlichsten musikalischen Genres sind hierfür lebendige Zeugen durch die unverwechselbare Art ihrer Interpretation.
Volker Northoff
D
as Schloss Favorite bei Rastatt ist das älteste und einzige nahezu unverändert erhalten gebliebene "Porzellanschloss" Deutschlands. Seine Ausstattung und seine reichhaltigen Sammlungen machen es zu einem Gesamtkunstwerk von europäischer Bedeutung. Vor über 300 Jahren erbaut unter Markgräfin Sibylla Augusta von Baden-Baden (1675-1733) nach Plänen des Hofbaumeisters Michael Ludwig Rohrer, beherbergen die prächtig ausgestatteten Räume wie einst zu Zeiten der Markgräfin deren kostbare Porzellan-, Fayence- und Glassammlung. Das Schloss mit seinem idyllischen Landschaftsgarten war ein Ort der Feste und der Jagd. Markgräfin Sibylla Augusta und ihr Sohn Ludwig Georg fanden hier Erholung abseits des strengeren höfischen Zeremoniells in der Rastatter Residenz. Die Ausstattung birgt eine verschwenderische Fülle spätbarocker Dekorationen und viele ungewöhnliche Details.
Zentrum des "Lustschlosses" ist, wie in fast jedem barocken Schloss, die "Sala Terrena", der Gartensaal, der für Feierlichkeiten diente und in dem auch dieses Konzert stattfand. In Schloss Favorite Rastatt fand man dafür eine ungewöhnliche Form. Der achteckige Saal im Erdgeschoss mit seinen vier Wasserbecken und Brunnenfiguren, die die vier Jahreszeiten darstellen, öffnet sich nach oben bis zur Kuppel. Seine Wände sind mit blau-weißen Fayence-Fliesen belegt, die sich im ganzen Gebäude wiederfinden.
Copyright dieses Textes: www.schloss-favorite-rastatt.de. Alle Rechte vorbehalten.
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aetano Brunetti (1744-1798) wurde 1744 in Fano geboren. Er war Schüler von Pietro Nardini (1722-1793), der als einer der besten Violinisten Italiens galt. In den 1760-er Jahren erfolgte die Übersiedlung nach Madrid. Dort wurde 1762 seine Bühnenmusik "Comedia de Garcia del Casttal" aufgeführt. 1767 wurde er zum 12. Violinisten der königlichen Kapelle ernannt. Die Rangfolge richtete sich hierbei nicht nach dem musikalischen Können, sondern dem Dienstalter. Im Laufe der Jahre landete er an dritter Stelle. Zeitgleich mit seinem Eintritt in die Hofmusik wurde er Musikmeister des Prinzen von Asturien, dem späteren König Karl IV. Brunettis Pflichten erweiterten sich nach und nach. Erste Kompositionen entstanden, auch für die Festlichkeiten in Aranjuez, der Sommerresidenz des Königshauses. Für die Konzerte hatte er sich auch um die Auswahl und Bezahlung der Musiker zu kümmern. Im Jahr 1788 starb Carlos III. unter dessen Ägide das Musikleben einer strengen Etikette unterworfen war. Sein Sohn wurde zum König Carlos IV. von Spanien ernannt und dieser hatte weiter gefasste musikalische Interessen. Er gründete das Kammermusikensemble "músicos de la real cámera", welches ausschliesslich zum Vergnügen des Königs musizieren sollte. Das Ensemble bestand aus Gaetano Brunetti an der Violine, seinem Sohn Francisco Brunetti (1770-1834) am Violoncello und Manuel Espinosa am Cembalo und auf der Oboe. Auch spielte der König bei Aufführungen des Ensembles selbst mit. 1795 wurde das königliche Kammerorchester gegründet, das im Kern aus 12 Musikern bestand und teilweise auch mit der Hofkapelle identisch war. Brunetti wurde zu dessen Leiter ernannt. Die gespielte Musik rekrutierte sich aus den italienischen, französischen deutsch/österreichischen Werken der Zeit.
Brunetti baute die Musikbibliothek des königlichen Hauses auf. Darunter sind viele bedeutende Namen der Zeit zu finden, dabei ist Haydn an erster Stelle zu nennen. Aber auch viele Komponisten, die den Besuchern unserer Konzertreihe bekannt sind, befinden sich darunter: K. Fr. Abel, J. Chr. Bach, L. Boccherini, J. B. S. Bréval, C. Ditters von Dittersdorf, B. Galuppi, A. Gyrowetz, Fr. J. Gossec, J. Haydn, N. Jommelli, L. Leo, J. Myslivecek, W. A. Mozart, G. Paisiello, I. Pleyel, B. Romberg, Fr. A. Rossetti, J. Stamitz und J. K. Vahal. Daran lässt sich erkennen: Brunetti hatte von Madrid aus durchaus seinen Blick auf das gesamte damalige europäische Konzertleben gerichtet. Sein Werkverzeichnis umfasst eine Messe, ein Miserere, drei Lamentaciones, Konzertarien, seine Bühnenmusik zu "Comedia de Garcia del Castañal", 6 Ouvertüren, 18 Menuette, 12 Kontratänze, 7 Märsche, 8 Galoppe, 32 Sinfonien, 4 konzertante Sinfonien, Variationen für Orchester, 1 Sonate für Viola, 23 Divertimenti für Streicher, 50 Quartette, 12 Sextette, 67 Sonaten für Violine und 30 Streichtrios. "Brunetti war einer der ungewöhnlichsten und fortschrittlichsten Komponisten seiner Zeit. Seine Musik lebt vom Kontrast. Am deutlichsten tritt dieser Zug in Brunettis sensibler Neigung zu schnellen Stimmungsumschwüngen in Erscheinung. Die Kontrastwirkung wird verstärkt durch Gruppierungen verschiedener Instrumente, Bezeichnungen für rasche dynamische Veränderungen, Abschnitte mit kontrastierenden Tonalitätsebenen und durch enges Nebeneinanderstellen verschiedenartigen thematischen und rhythmischen Materials."
Über Brunettis Familienleben ist wenig bekannt, nicht einmal der Name seiner ersten Frau. Aus dieser Ehe ging eine Tochter und der bereits erwähnte Sohn Francisco hervor. Brunettis Vater starb 1777 in Madrid und seine erste Frau um etwa 1797. Im September 1798 erbat er beim König um die Erlaubnis Doña Juana del Rio, die Cousine seiner verstorbenen Gattin, heiraten zu dürfen. Kurz nach der Hochzeit Ende November 1798 starb er jedoch schon am 16. Dezember "an einer qualvollen Krankheit".
Alle Zitate "Brunetti": ALICE BELGRAY/NEWELL JENKINS, Art. Brunetti, Gaetano, BIOGRAPHIE in: MGG Online, hrsg. von Laurenz Lütteken, Kassel, Stuttgart, New York: 2016ff., veröffentlicht 2015-10-18, www.mgg-online.com/mgg/stable/50585
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ie erste Gründung des Quantz-Collegium geht auf das Jahr 1936 zurück, als der damals 22-jährige Flötist Ernst Friedrich Wilhelm Bodensohn (1914-2003) ein Kammermusikensemble gründete und ihm den Namen des "Vaters" der deutschen Querflötengeschichte, Johann Joachim Quantz gab. Der 2. Weltkrieg zerstörte alle weiteren Pläne. Nach dem Krieg wurde Bodensohn der erste Soloflötist des neu gegründeten SWR Sinfonieorchesters in Baden-Baden und lebte dort mit seiner Familie. Neben seiner Orchestertätigkeit unter den Dirigenten Hans Rosbaud (1895-1962) und Ernest Bour (1913-2001) gründetet er in den 1950er Jahren mit Kollegen ein weiteres Mal das Quantz-Collegium. Von Baden-Baden aus entdeckte er das wunderbare Schloß Favorite bei Rastatt und mit großem Engagement gelang es ihm im Jahr 1957 zum ersten Mal die "Festlichen Serenaden in Schloß Favorite" durchzuführen. In der nun seit über 60 Jahren bestehenden Konzertreihe hat sich ein Anliegen besonders hervorgetan. Den großen unvergesslichen Meistern der Musikgeschichte sollten auch die weniger bekannten Komponisten der Barockzeit und der Klassik gegenüber gestellt und dem Publikum zugänglich gemacht werden.
Zudem ist das historische Ensemble am Hofe Friedrich II. um den Namensgeber Johann Joachim Quantz Vorbild und Verpflichtung für einen weiteren inhaltlichen Schwerpunkt: Die Aufführung und Darbietung der Flötenmusik der Barockzeit und der Klassik. Mit diesen beiden programmatischen Gewichtungen ist es nun gelungen, eine außerordentliche Vielfalt und Langlebigkeit mit dieser Konzertreihe zu erreichen. Mitzuhelfen, die Musik der Vergangenheit in ihrer großen Mannigfaltigkeit zu bewahren und in lebendigen Aufführungen darzubieten, ist ein inneres Bedürfnis des Ensembles. Die Konzerte in der prachtvollen Sala terrena von Schloss Favorite in Zusammenwirkung mit den "historischen" Kostümen der Musiker brachten dieser Konzertreihe ihren besonderen Ruf ein, den sie bis heute genießt, und verhalfen ihrem Bestehen nun selbst zu fast historischen Dimensionen.
Seit 1982 ist Jochen Baier Flötist des Ensembles und seit 1991 hat das Ensemble unter seiner Leitung durch die Vielfalt der mitwirkenden Musiker/innen und durch nochmals intensivierte Recherchearbeit in Bibliotheken und Archiven eine Fülle von Programmen entwickelt. Über 2000 verschiedene Werke wurden in dieser Zeit aufgeführt. In bisher 540 Konzerten (bis 2017) wurden an die 300 verschiedene Komponisten musikalisch vorgestellt und deren Lebensläufe im Zusammenhang der jeweiligen Zeitumstände in kleinen Texterläuterungen dargestellt. Die Darbietungen wurden bisher von mehr als 150 verschiedenen Musikern/innen aufgeführt, die teilweise nur bei einem Konzert mitwirkten oder aber als Ensemblemitglieder die Konzertreihe durch Jahre- oder Jahrzehntelange Aktivität prägten. Mehr Infos unter www.festliche-serenaden.de.
Jochen Baier ~ Flöte & Künstlerische Leitung
Boriana Baleff & Gundula Jaene ~ Violine
Agata Zieba ~ Viola
Gabriela Bradley & Jörg Rieger ~ Violoncello
A
uthentic Classical Concerts zu veröffentlichen, heisst für uns, herausragende Aufführungen und Konzerte für die Nachwelt festzuhalten und zu vermitteln. Denn Künstler, Publikum, Werk und Raum treten in einen intimen Dialog, der in Form und Ausdruck - in seiner Atmosphäre - einmalig und unwiederbringlich ist. Diese Symbiose, die Spannung der Aufführung dem Hörer in all ihren Facetten möglichst intensiv erlebbar zu machen, indem wir die Konzerte direkt in Stereo-Digital-HD aufzeichnen, sehen wir als Ziel, als Philosophie unseres Hauses. Das Ergebnis sind einzigartige Interpretationen von musikalischen und literarischen Werken, schlichtweg - audiophile Momentaufnahmen von bleibendem Wert. Blühende Kultur, dem Publikum vor Ort und nicht zuletzt auch Ihnen zur Freude, sind somit jene Werte, welche wir in unseren Editionen und Reihen dokumentieren.
Erhaltenswertes und hörenswert Neues, musikalische Kostbarkeiten aus Tradition und Avantgarde - beides undenkbar ohne den Nährboden Europa - dokumentieren wir an historischer Stelle in unseren Produktionen aus der Reihe Castle Concerts in Zusammenarbeit mit Volker Northoff.
Andreas Otto Grimminger & Josef-Stefan Kindler, K&K Verlagsanstalt
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