Teil 04: Konzert-Höhepunkte aus dem Kloster Maulbronn 2001-2002

Cover
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20 Jahre Edition Kloster Maulbronn
Die schönsten Konzert-Höhepunkte
aus dem Kloster Maulbronn 2001-2002

50 Jahre Klosterkonzerte Maulbronn
Jubiläums-Reihe, Teil 4

Höhepunkte aus

Giacomo Puccini:
Messa di gloria
(19. & 20. Mai 2001)

Giuseppe Torelli:
Sonate für Trompete in D-Dur, G. 1
Johann Sebastian Bach:
Sonate Nr. 3 für Violine & Cembalo in E-Dur, BWV 1016
Johann Sebastian Bach:
2. Brandenburgisches Konzert in F-Dur, BWV 1047
(Mai 2001)

Wolfgang Amadeus Mozart:
Klavierkonzert Nr. 17 in G-Dur, KV 453
Wolfgang Amadeus Mozart:
Klavierkonzert Nr. 23 in A-Dur, KV 488
(14. September 2001)

Dem Konzert mit Südamerikanischer Weihnachtsmusik:
"Es sol claro y luciente"
(1. Juni 2002)

Joaquin Turina:
Klaviertrio Nr. 1 in D-Dur, Op. 35
Ludwig van Beethoven:
Klaviertrio in Es-Dur, Op. 70, Nr. 2
(14. Juni 2002)

L.v. Beethoven:
"2. Rasumowsky-Streichquartett" E-Moll, Op. 59/2
(20. Juni 2002)

Konzertmitschnitte aus dem UNESCO-Weltkulturerbe Kloster Maulbronn

HD-Aufnahme · DDD · Spielzeit: c. 99 Minuten
Digitales Album · 17 Tracks · incl. Booklet

FILES
Hörproben

Werk(e) & Aufführung
Edition Kloster Maulbronn - Eine Reihe von Josef-Stefan Kindler & Andreas Otto Grimminger, K&K Verlagsanstalt

S

eit nunmehr 20 Jahren dokumentieren wir die Konzerte im UNESCO Weltkulturerbe Kloster Maulbronn. Die seit 50 Jahren bestehende Konzertreihe bietet in vielfacher Hinsicht die idealen Voraussetzungen für unser Bestreben. Es ist wohl vor allem die Atmosphäre in den von romantischem Kerzenlicht erhellten Gewölben, der Zauber des Klosters in seiner unverfälschten sakralen Ausstrahlung und Ruhe, die in ihrer Wirkung auf Künstler und Publikum die Konzerte in unserer Edition Kloster Maulbronn prägen.
Neben vielen wundervollen Mitschnitten, die wir mittlerweile veröffentlicht haben, sind die Aufführungen der Oratorien von Georg Friedrich Händel eine Kostbarkeit innerhalb der Edition. Die größten Werke eines Komponisten als Aufführung, im gleichen Raum, mit der Handschrift eines Dirigenten und einer weitgehend identischen Besetzung von Chor, Solisten und Orchester produziert zu haben, dieser Rückblick lässt sich, angesichts der damit verbundenen Herausforderungen, für mich derzeit noch nicht in Worte fassen, zumal ein Ende der Reihe nicht absehbar ist. Mögen uns noch viele Aufzeichnungen gelingen.
Worin liegt jedoch die Fazination der Oratorien? "Alte Musik" geht oft mit falschen Klischees einher. Spannung, Kraft, Dramatik und Virtuosität sind nicht eben jene Begrifflichkeiten, die als Synonym für Werke des Genres gelten. Doch sind es gerade diese Faktoren, die uns bewogen haben die Oratorien für die Nachwelt festzuhalten, authentisch - als Konzert.
Georg Friedrich Händel wusste das Publikum in seinen Bann zu ziehen, es erschauern zu lassen - damals wie heute. Selbst Haydn erging es nicht anders. Lassen Sie mich auf eine Anekdote eingehen: Der Niedergang Jerichos im II. Akt des Oratoriums "Joshua" hat Händel zu einem seiner herrlichsten "Donnerchöre" veranlasst. Bei einer großen Aufführung 1791 in der Westminster Abbey war Haydn sehr beeindruckt. Es heisst, die Musik war ihm zwar vertraut, er sei sich jedoch ihrer Wirkkraft nur halb bewusst gewesen, ehe er sie zu hören bekam. Jedenfalls war Haydn überzeugt, dass nur ein Genie wie Händel jemals eine so überragende Komposition verfasst haben und in aller Zukunft verfassen könne...
Damals hatten die Menschen noch Zeit, waren keiner Reizüberflutung durch Medien und Internet ausgesetzt - und dennoch tat sich auch Haydn schwer, die wahre Größe und Kraft eines Oratoriums rechtens einzuschätzen. Diese Kraft, diese Dramatik ist die Idee, das Konzept unserer Retrospektive. Einen Querschnitt schaffen, eine Zwischenbilanz erstellen, um Ihnen damit die Welt der Oratorien Händels und der klassischen Musik näherzubringen.

Josef-Stefan Kindler, K&K Verlagsanstalt, Anno 2018

"Die verlegerische Leistung
von Josef-Stefan Kindler und Andreas Otto Grimminger
von der K&K Verlagsanstalt
ist mit ihrer Edition Kloster Maulbronn
kaum hoch genug zu würdigen..."

DIE RHEINPFALZ, Juni 2016


"Die CD-Edition beginnt mit einem Paukenschlag:
Die auch klangtechnisch hervorragend gelungene Einspielung
dokumentiert den hohen Rang der Maulbronner Klosterkonzerte
und liefert in der "Jephtha"-Diskografie
eine interessante und hörenswerte Variante..."

DIE RHEINPFALZ, 1998


H

ändel war nie in Maulbronn - und mit der mittelalterlichen Klosterwelt hat sein Schaffen im Grunde nichts zu tun. Doch seit gut zehn Jahren ist der Ort im Württembergischen, mit der einzig komplett erhaltenen mittelalterlichen Klosteranlage nördlich der Alpen, eine wichtige Pflegestätte der Händel'schen Oratorien. Dank der CD-Mitschnitte können Händel-Freunde aus aller Welt an den Händel-Konzerten aus dem Kloster Maulbronn, das seit 1994 zum UNESCO-Weltkulturerbe gehört, teilhaben. Mittlerweile liegen Einspielungen von neun Oratorien vor.
Dirigiert werden sie von Kirchenmusikdirektor Jürgen Budday, der seit 1978 Lehrer für Musik am Evangelischen Seminar Maulbronn ist und auch für die Kirchenmusik an der Klosterkirche verantwortlich zeichnet. Seit dieser Zeit ist Budday im "Nebenamt" der künstlerische Leiter der 1968 ins Leben gerufenen Maulbronner Klosterkonzerte, in deren Rahmen die Händel-Konzerte stattfinden. Zumeist zu deren Abschluss im Herbst. Getragen werden die Konzerte vom Maulbronner Kammerchor, der 1983 gegründet wurde und in dem ausgebildete Sänger aus ganz Deutschland mitwirken. Den Kern bilden dabei Absolventen des Seminars Maulbronn. Mit dem aus Anlass einer Konzertreise in die USA gegründeten Maulbronner Kammerchor gastierte Jürgen Budday in ganz Europa, in den USA, Israel, in Südafrika und Namibia sowie bereits zweimal in Argentinien.
Mitgeschnitten und veröffentlicht werden die CDs mit den Maulbronner Händel-Aufführungen von der K&K Verlagsanstalt aus dem pfälzischen Landau, die in ihrer Edition Kloster Maulbronn auch andere Höhepunkte der Maulbronner Klosterkonzerte aufzeichnet und als CD veröffentlicht. Verleger Josef-Stefan Kindler war sofort von der Aura des Ortes in den Bann gezogen und so sehr vom Potential der künstlerischen Arbeit in Maulbronn überzeugt, dass er das Konzept der Edition Kloster Maulbronn entwickelte. Es war von Beginn an klar, dass die Mitschnitte der Konzerte in der Edition hohen künstlerischen Ansprüchen zu genügen hatten, da sie weit mehr sein sollten als bloße Dokumentation und Souvenirs. Vor allem die Händel-Aufführungen.
Wichtig war Jürgen Budday die historische Aufführungspraxis. Die Händel-Pflege soll in Maulbronn in einem konzeptionellen Zusammenhang stehen um so einen inhaltlich geschlossenen Zyklus aufzubauen. Daher standen und stehen die Maulbronner Aufführungen im Kontext von Reihen wie "Biblische Helden in Händels Oratorien", "Biblische Könige" oder "Biblische Feldherren". Mit "Jephtha" begann 1998 die Reihe der für die Edition mitgeschnittenen Aufführungen. 1999 erklang der "Samson". Nach einem Jahr Unterbrechung war 2001 "Judas Maccabäus" an der Reihe, 2002 der "Saul". 2003 folgte "Solomon", 2004 "Belshazzar". Die Jahre 2005 und 2006 standen im Zeichen des "Messiah", erst im Original, dann zum Mozart-Jahr in der Mozart-Fassung. 2007 war folgte "Joshua".
Alle Maulbronner Einspielungen werden von Tonmeister Andreas Grimminger von der K&K Verlagsanstalt betreut und klangtechnisch ganz vorzüglich realisiert. Er legt vor allem Wert darauf, so viel wie möglich von der ganz besonderen Aura der Konzerte zu vermitteln, was ausgezeichnet gelingt. Es ist in der Tat eine besonders dichte Stimmung bei den Händel-Konzerten in der altehrwürdigen Klosterkirche - und wiewohl Händels Oratorien fast alle für Aufführungen in säkularen Räumen komponiert wurden, finden sie in der Maulbronner Kirche einen sehr passenden Ort. Es ist kein Zufall, dass unter anderem deshalb auch die prominenten Solisten die Konzerte in Maulbronn sehr schätzen. Der Countertenor Michael Chance, der an mehreren Konzerten mitwirkte, hat gegenüber Jürgen Budday betont, dass der Auftritt in Maulbronn für ihn "a real highlight" in seinem Jahresprogramm, das Konzerte und Opernaufführungen an den ersten Häusern umfasst, sei.
Gleich zu Anfang der Reihe war mit Emma Kirkby ein "Weltstar" der Alten-Musik-Szene in Maulbronn aufgetreten. Neben Michael Chance kamen und kommen international gefragte Gesangssolisten wie Nancy Argenta, Stephen Varcoe, Markus Schäfer oder Marlies Petersen (kurz nach ihrem Festspielauftritt in Salzburg) nach Maulbronn. Aber auch junge Sängerinnen und Sänger mit Zukunft gestalten die Solopartien in den Oratorien Händels. So sang die Emma-Kirkby-Schülerin Miriam Allan in "Joshua" - und das nicht nur in der berühmten Arie "Oh! had I Jubal's lyre" - auf absolutem Weltklasseniveau.
Auch von dem jungen Countertenor David Allsopp, der in "Joshua" sang, wird man gewiss noch hören. Den Orchesterpart übernimmt seit einigen Jahren die Hannoversche Hofkapelle, ein hochkarätig besetztes Originalklang-Ensemble, das auch gerne nach Maulbronn kommt und mit dem die Zusammenarbeit nach den Worten von Jürgen Budday sehr produktiv ist.
Bieten die Händel-CDs bei den bekannten Werken eine spannende Alternative zu den Konkurrenzaufnahmen, gegenüber denen sie sich gut zu behaupten wissen, so haben sie etwa im Fall des "Joshua" nicht geringen Repertoirewert. Denn auch der Aufnahme unter Robert King mit seinem "King's Consort" gab es bis dato keine weitere anspruchsvolle Aufnahme des Werks entgegenzusetzen. Auch in der Mozartfassung des "Messias" auf Originalinstrumenten wird die Diskografie durch den Maulbronner Konzertmitschnitt wesentlich bereichert.
Außer dem erwähnten Robert King und Peter Neumann mit seinem Kölner Kammerchor hat kein Dirigent und hat kein Chor so konsequent und so viele Händel-Oratorien aufgenommen wie Jürgen Budday mit seinem Maulbronner Kammerchor.

Dr. Karl Georg Berg 2008,
Hausmitteilungen der Händelgesellschaft zu Halle e.V.

Puccini: Messa di gloria

Messa di gloria von Giacomo Puccini (1858-1924)

Stellen Sie sich vor, Sie leben im Italien des 19. Jahrhunderts, sind 22 Jahre alt und studieren am Konservatorium von Lucca - Musik. In wenigen Wochen legen Sie ihr erstes grosses Werk dem Gremium des Konservatoriums vor: die Abschlussarbeit, ein Glanzpunkt ihres blühenden Lebens... Giacomo Puccinis "Messa di Gloria" ist meineserachtens ein Höhepunkt innerhalb seines Schaffens - denn ist es wirklich "nur" ein Frühwerk? Sicherlich, man spürt den Glanz, die Begeisterung und wohl auch ein wenig die Respektlosigkeit der Jugend - denn wissen Sie, für eine Messe ist dieses Werk zum damaligen Zeitpunkt einfach zu schön. Es spiegelt die volle Begeisterung und Hingabe des jungen Künstlers. Entgegen vieler Meinungen, die das "Gloria" als Höhepunkt der Komposition sehen, ist für mich das "Agnus Dei" der eigentliche Höhepunkt des Werkes, welches wohl nicht ohne Grund Jahre später in der Oper "Manon Lescaut" fast unverändert wieder erscheint. (Josef-Stefan Kindler)
Obwohl die "Messa di Gloria" von Giacomo Puccini (1858-1924) den Musikwissenschaftlern seit geraumer Zeit bekannt war, taucht sie in den Konzertprogrammen erst seit kurzer Zeit auf. Die Partitur ging erst 1951 in Druck. Seitdem wird das Werk allgemein als "Messa di Gloria" bezeichnet. Die erste Aufführung fand am 12. Juli 1880 anlässlich des Festes von San Paolino, dem Schutzpatron der Glocken, statt, der in dieser toskanischen Stadt besonders verehrt wird. Jene brachte dem jungen Komponisten allgemeine Anerkennung ein. Puccini hat in der Partitur der Messa zwei 1878 für den gleichen Festtag komponierte kirchenmusikalische Stücke verarbeitet: ein Mottetto und ein Credo. Die Komposition war ursprünglich als grosses Vokalwerk konzipiert. Die endgültige Besetzung ist jedoch für 2 Solostimmen, vierstimmigen Chor und grosses Orchester. So ist die Messa die erste umfangreiche Arbeit Puccinis, in der der Komponist an die solide musikalische Tradition seiner Familie anknüpfend bewusst die modernen Ausdrucksmittel seiner Zeit verwendet. Der vertraute Umgang mit der festlichen Chormusik und den strengsten Formen des "eingehaltenen" Kontrapunkts verbindet er mit einer persönlichen Auffassung von einem kirchenmusikalischen Stil und einer in ihren ursprünglichen Umrissen bereits festgelegten Empfindung für Melodien und schliesslich mit einem Klangstil, der schon die ausserordentliche Meisterschaft der späten Orchestration enthüllt. Puccini hing besonders an diesem Frühwerk. Anklänge an die Messa sind später in Puccinis Opern zu finden, besonders in Edgar und vor allem in Manon Lescaut. Im "Madrigale" des 2. Aktes der Manon erscheint fast das gesamte "Agnus Dei" mit nur ganz geringen strukturellen Veränderungen. Wenn man all dies in Betracht zieht, versteht man auch die hohe Achtung, die Puccinis Messa in jüngster Zeit entgegengebracht wird.

Musique baroque à la Cour Royale

Giuseppe Torelli

Torelli (22.4.1658 zu Verona - 8.2.1709 zu Bologna), italienischer Violinist und Komponist war Schüler von Giacomo Perti (1661 - 1756) in Bologna. Ab 1686 wirkte er als Bratschist in der Kapelle der Basilica San Petronio mit. Nach deren Auflösung wurde er 1697 Kapellmeister in Ansbach, kehrte aber 1701 wieder nach Bologna zurück, wo er unter Perti in der neu eingerichteten Kapelle als Violinist mitwirkte. Torelli gilt als Schöpfer des Solo-Violinkonzertes. Sein Werk umfaßt zahlreiche Solokonzerte und Concerti grossi.

Johann Sebastian Bach (1685-1750): Sonate Nr. 3 für Violine & Cembalo in E-Dur, BWV 1016

Die E-Dur Sonate ist in ihrer Dimension und in ihren spieltechnischen Anforderungen sicher die anspruchsvollste unter ihren Schwestern. Im eröffnenden ausgedehnten Adagio gehen beide Instrumente strikt getrennte und jeweils typische Wege: Das Cembalo beschränkt sich auf einen eher begleitenden vollgriffigen Akkordsatz, der gleichwohl durchweg motivisch geprägt ist, denn er wiederholt Takt für Takt ein einziges, sich drehendes Sechzehntel-Motiv, während die Unterstimme lediglich die Baßtöne beisteuert. Darüber rankt sich, nach einem energischen Aufstieg durch den E-Dur-Dreiklang, ausdrucksvolles, weitgespanntes Figurenwerk, das einen reizvollen Gegensatz zum eher statischen Charakter des Tasteninstruments bildet. Auch das folgende Allegro weist 3teilige Form auf. Anfang und Ende sind konsequent kontrapunktisch und triogemäß angelegt, mit zahlreichen Imitationen aller Stimmen und von großer motivischer Dichte. Dagegen weicht im Mittelteil die polyphone Strenge einer eher gelösten Aufgabenteilung. Über einem monoton schreitenden Viertel-Baß alternieren die beiden Oberstimmen und wechseln sich in der Führung ab. Der 3. Satz ist wiederum recht ausgedehnt und gleichzeitig auf unauffällige Weise kunstvoll gebaut. Der Baß bringt chaconneartig eine 4taktig sequenziert absteigende Linie in ruhiger Viertel-Bewegung, die insgesamt 15mal auf verschiedenen harmonischen Ebenen wiederkehrt. Sein erstes Auftreten wird nur durch begleitende Akkordanschläge der Oberstimme gestützt, danach tritt eine zwischen Triolen und Sechzehnteln pendelnde Melodielinie der Geige hinzu. Diese Elemente verschränken sich und steigern sich im Verlauf des Satzes im ständigen Wechselspiel der beiden Oberstimmen. Der letzte Satz schließlich betont besonders das virtuose Element. Seine Anlage ist 3teilig, motorisch ständig geprägt durch sein zu Beginn sich aus engstem Umfang quasi hinaufschraubendes Thema, das sogleich in einen energischen Achtel-Kontrapunkt mündet. Der Mittelteil bietet dann zunächst einen überraschenden Kontrast durch seine weiche Triolenbewegung, die ständig von thematischen Einwürfen „gestört" wird. Erst in seinem weiteren Verlauf wird die Triolenbewegung allmählich zurückgedrängt, und ab Takt 78 hat sich endgültig die energische Zweierrhythmik des Anfangs durchgesetzt. Sie führt in großer Steigerung und am Ende nachdrücklich kadenzierend zur „Reprise" zurück. (Ulrich Kiefner)

Johann Sebastian Bach (1685-1750): 2. Brandenburgisches Konzert in F-Dur, BWV 1047

Die meisten Instrumentalwerke komponierte Bach während seiner Köthener Zeit (1717-23), in der er Kapellmeister am Hofe des musikliebenden Fürsten Leopold von Anhalt-Köthen war und unter idealen Bedingungen arbeiten konnte. Dabei stand ihm mit der Köthener Hofkapelle ein Orchester von hervorragenden Musikern zur Verfügung, so daß er neuartige formale und klangtechnische Möglichkeiten ausprobieren und seinen eigenen orchestralen Stil entwickeln konnte. Das Ergebnis dieses künstlerischen Prozesses ist jene Reihe von sechs Instrumentalkonzerten, die Bach selbst "Six concerts avec Plesseures instruments" (sechs Konzerte mit verschiedenen Instrumenten) nannte, aber von Philipp Spitta, dem großen Bach-Forscher des 19. Jahrhunderts „Brandenburgische Konzerte" genannt wurden, da Bach sie dem Markgrafen Christian Ludwig von Brandenburg gewidmet hat. Bach übernahm bei diesen Konzerten den von Vivaldi geprägten dreisätzigen Concerto grosso-Typ: Wechsel von thematisch konstanten Tutti-Teilen und virtuosen Solo-Episoden. Er ließ jedoch die konventionelle Form des Concerto grosso hinsichtlich Originalität, dichter kompositorischer Textur und Klangfarbenfantasie weit hinter sich. Gemeinsame Merkmale der sechs Konzerte sind nur die Dur-Tonart und der vital-heitere Grundcharakter. Die Kompositionen wirken aber höchst individuell, denn sie unterscheiden sich vor allem durch ihre instrumentale Besetzung. Jedes Konzert besitzt eine andere instrumentale Kombination, und daher einen anderen klangfarblichen Effekt. Im dem hier zu hörenden "zweiten Konzert F-Dur" zeigt sich Bachs Freude am Spiel mit verschiedenen instrumentalen Klangfarben. Die Besetzung des Solistenensembles mit Trompete, Flöte, Oboe und Violine führt die thematischen Hauptgedanken in immer neuen Schattierungen und Stimmkombinationen vor und läßt dabei das Tutti in den Hintergrund treten. Der Mittelsatz ist ganz und gar Kammermusik, drei Soloinstrumente (ohne Trompete) konzertieren über einem ostinaten Andante-Baß, das übrige Orchester schweigt. Der dritte Satz beginnt - entgegen der Tradition des barocken Konzertsatzes - mit einem Trompetensolo und das weitere motivische Geschehen wird ausschließlich von den Solisten und dem Generalbaß entwickelt; während das Orchestertutti nur Begleitung spielt.(Ulrich Kiefner)

Mozart. Klavierkonzerte Nr. 17 und 23

Das Klavierkonzert Nr. 17 in G-Dur (KV 453) und das Klavierkonzert Nr. 23 in A-Dur (KV 488)
von Wolfgang Amadeus Mozart (1756-1791)

Die "Wiener Klavierkonzerte" aus der Zeit 1782-86 gelten in Fachkreisen als die bedeutendsten Instrumentalwerke des kompositorischen Schaffens von Wolfgang Amadeus Mozart. Reich an thematischem Einfallsreichtum, Originalität und gleichberechtigter Interaktion zwischen Solist und Orchester schuf Mozart eine neue musikalische Form. Eine ausserordentliche Leistung, zumal Mozart in diesem Lebensabschnitt - vielleicht als Antwort auf seine zuvor fehlgeschlagenen Opernpläne - als einer der gefragtesten Pianisten Wiens ausgiebig konzertierte und unterrichtete. Im Entstehungsjahr des G-Dur-Konzerts 1784 z.B. sind neben stattlichen Schülerlisten mindestens 23 Konzerte in einem Zeitraum von 46 Tagen sowie 6 Klavierkonzert-Kompositionen dokumentiert. So sind die vorliegenden Werke denn auch getragen von Lebensfreude ob dieses äusseren Erfolges - tiefgründig und doch lebensbejahend, manchmal melancholisch, ja sogar tragisch, jedoch keineswegs resignant. Es sind eben genau jene Auseinandersetzungen mit der geistigen Dichte und seelischen Dimension des Mozart´schen Werkes, die Christoph Soldans Interpretationen einzigartig machen.

Es sol claro y luciente

Das Konzert "Es sol claro y luciente" ("Er ist die helle und strahlende Sonne")
mit weihnachtlicher Chormusik der Barockzeit aus Südamerika

Die geistliche Musik Südamerikas aus der Zeit der Renaissance und des Barock ist in Europa eigentlich unbekannt und findet selten den Weg auf die Konzertbühnen der Alten Welt. Die Verschmelzung indianischer Tradition mit der weihnachtlichen Chormusik spanischer und portugiesischer Liturgie ist der thematische und musikalische Inhalt dieser Aufführung. Es ist bemerkenswert, wie sehr sich traditionelle, in diesem Fall weihnachtliche Kirchenmusik aus Europa durch den Einfluss der lokalen Gegebenheiten in den Kolonien verändert hat. Die Missionare waren aufgrund ihrer weitgehend indianischen Gemeinden gezwungen, das traditionelle Liedgut ihrer spanischen und portugiesischen Heimat an die einheimischen musikalischen Voraussetzungen anzupassen. Sie haben somit die Basis für die Entwicklung der südamerikanischen Kirchen- und Volksmusik, wie wir sie kennen, geschaffen.

Klaviertrios von Turina & Beethoven

Das Klaviertrion Nr. 1 in D-Dur, Op. 35, von Joaquin Turina (1882-1949)

Ein Werk des spanischen Pianisten und Komponisten Joaquin Turina aus dem Jahre 1926. Turina gilt zusammen mit Manuel de Falla als der herausragendste Vertreter der jüngeren spanischen Schule, die ihre Anregung vom französischen Impressionismus erhielt jedoch in ihrer Melodik der volkstümlichen Musik Andalusiens verhaftet ist.

Das Klaviertrio in Es-Dur, Op. 70, Nr. 2, von Ludwig van Beethoven (1770-1827)

Carl Czerny, Komponist und Schüler Beethovens äusserte sich zu diesem Werk: „Dieses Trio ist nicht minder gross und originell als das vorhergehende (Trio D-Dur, op. 70 Nr. 1), jedoch von einem sehr verschiedenen, weniger ernsten Charakter." Das Es-Dur Trio entstand im Sommer 1808 unmittelbar nach der 6. Sinfonie und trägt auf die Romantik vorausweisende Züge. Beethoven erweitert seinen Ausdrucksbereich hier nach zwei gewissermassen entgegengesetzten Richtungen hin: einerseits hin zu einer romantisch anmutenden tonalen Farbigkeit, andererseits zur Einbeziehung von Elementen des klassischen Stiles mittels strenger Introduktion.

Streichquartette von Veress & Beethoven

Das Streichquartett in E-Moll, Op. 59, Nr. 2 "2. Rasumowsky-Quartett", von Ludwig van Beethoven (1770-1827)

Im Jahre 1805/1806 griff Beethoven zur Feder, um einen zumindest dreiteiligen Streichquartett-Zyklus zu schaffen. Er lebte bereits in Wien, nachdem er 1792 der kurfürstlichen Hofkapelle in Bonn den Rücken gekehrt hatte. Auftraggeber des Zyklus war der russische Diplomat und Mäzen Andrej Kyrillowitsch Rasumowsky, wodurch das Opus 59 seinen Beinamen "Rasumowsky-Quartette" erhielt. Hier erklingt das zweite Streichquartett, dessen langsamen Satz Beethoven - wie sein Schüler Carl Czerny berichtete - komponierte, als er "den gestirnten Himmel beobachtete und dann die Harmonie der Sphären dachte".

Reihe & Edition

A

uthentic Classical Concerts zu veröffentlichen, heisst für uns, herausragende Aufführungen und Konzerte für die Nachwelt festzuhalten und zu vermitteln. Denn Künstler, Publikum, Werk und Raum treten in einen intimen Dialog, der in Form und Ausdruck - in seiner Atmosphäre - einmalig und unwiederbringlich ist. Diese Symbiose, die Spannung der Aufführung dem Hörer in all ihren Facetten möglichst intensiv erlebbar zu machen, indem wir die Konzerte direkt in Stereo-Digital-HD aufzeichnen, sehen wir als Ziel, als Philosophie unseres Hauses. Das Ergebnis sind einzigartige Interpretationen von musikalischen und literarischen Werken, schlichtweg - audiophile Momentaufnahmen von bleibendem Wert. Blühende Kultur, dem Publikum vor Ort und nicht zuletzt auch Ihnen zur Freude, sind somit jene Werte, welche wir in unseren Editionen und Reihen dokumentieren.

Die Konzerte im UNESCO-Weltkulturerbe Kloster Maulbronn, bieten in vielfacher Hinsicht die idealen Voraussetzungen für unser Bestreben. Es ist wohl vor allem die Atmosphäre in den von romantischem Kerzenlicht erhellten Gewölben, der Zauber des Klosters in seiner unverfälschten sakralen Ausstrahlung und Ruhe, die in ihrer Wirkung auf Künstler und Publikum diese Konzerte prägen. Renommierte Solisten und Ensembles der großen internationalen Bühnen sind gerne und vor allem immer wieder hier zu Gast - genießen es in der akustisch und architektonisch vollendeten Schönheit des Weltkulturerbes in exquisiten Aufführungen weltliche und sakrale Werke darzubieten, die wir in unserer Edition Kloster Maulbronn dokumentieren.

Der große Konzertflügel ist unbestritten der König unter den Instrumenten. Wir könnten jetzt auf seine unvergleichliche Dynamik, den zartesten Klang im leisen Moll bis hin zum mächtigen Anschlag im Fortissimo eingehen oder von seiner beeindruckenden Größe und Eleganz schwärmen. Doch wirklich faszinierend ist die Individualität, denn jedes Instrument ist ein Unikat - von Meisterhand geschaffen. Es hat ein Eigenleben, auf das sich der Virtuose einlässt und so das Werk des Komponisten zum Leben erweckt. In unserer Reihe Grand Piano Masters gehen wir auf den Charakter, auf die Seele des großen Konzertflügels ein und erleben während der Aufführung den Dialog zwischen Instrument, Virtuose und Raum.

Andreas Otto Grimminger & Josef-Stefan Kindler, K&K Verlagsanstalt

Werke, Sätze & Titelliste

Giacomo Puccini (1858-1924):

Messa di gloria

aufgeführt von der Kantorei Maulbronn
und Mitgliedern des SWR-Sinfonie-Orchesters Baden-Baden und Freiburg
unter der Leitung von Jürgen Budday
am 19. & 20. Mai 2001

1. Kyrie [6:07]
Chor

2. Gloria [19:55]
Tenor Solo & Chor
Solist: Willi Stein (Tenor)

3. Agnus Dei [2:24]
Tenor-Solo, Bass-Solo & Chor
Solisten: Willi Stein (Tenor) & Thomas Pfeiffer (Bariton)


Auszüge aus dem Konzert

Musique baroque à la Cour Royale

gespielt vom Wolfgang Bauer Consort
im Mai 2001

Giuseppe Torelli (1658-1709):
Sonate für Trompete in D-Dur, G. 1
4. III. Grave [2:18] · 5. IV. Allegro [1:28]

Johann Sebastian Bach (1685-1750):
Sonate Nr. 3 für Violine & Cembalo in E-Dur, BWV 1016
6. I. Adagio [4:21]

Johann Sebastian Bach (1685-1750):
Brandenburgisches Konzert Nr. 2 in F-Dur, BWV 1047
7. I. Teil I [4:35]


Wolfgang Amadeus Mozart (1756-1791):

Klavierkonzerte Nr. 17 & 23

gespielt von Christoph Soldan (Klavier)
und der Cappella Istropolitana
unter der Leitung von Pawel Przytocki
am 14. September 2001

Klavierkonzert Nr. 17 in G-Dur, KV 453
8. II. Andante [9:10]

Klavierkonzert Nr. 23 in A-Dur, KV 488
9. III. Allegro assai [8:00]


Höhepunkte aus dem Konzert mit Südamerikanischer Weihnachtsmusik

Es sol claro y luciente

"Er ist die helle und strahlende Sonne",
aufgeführt von der Grupo Canto Coral Buenos Aires
(Kammerchor und Barock-Ensemble)
unter der Leitung von Nestor Andrenacci
am 1. Juni 2002

10. Dennos licencia señores [2:14]
"Erlaubt uns, Ihr Herren, zu singen und zu tanzen"
Cachua · Sangestanz der Indios über die Geburt unseres Herrn Jesus Christus (Anonymous)

11. Niño il mijor quey logrado [1:28]
"Höchstes Kind, das ich gefunden habe"
Cachua · Sangestanz der Indios (Anonymous)

12. Dame albriçia mano Anton [3:29]
"Gratuliere mir, Bruder Anton, dafür, dass Jesus in Guinea geboren wurde"
von Gaspar Fernandes (ca. 1570-1629)

Auszüge aus dem Konzert

Klaviertrios von Turina & Beethoven

gespielt vom Trio Fontenay:
Michael Mücke (Violine) · Jens Peter Maintz (Cello) · Wolf Harden (Klavier)
am 14. Juni 2002

Joaquin Turina (1882-1949):
Klaviertrio Nr. 1 in D-Dur, Op. 35
13. II. Theme et Variations: Andante - Allegro - Andante [7:59]

Ludwig van Beethoven (1770-1827):
Klaviertrio in Es-Dur, Op. 70, Nr. 2
14. II. Allegretto [5:14] · 15. IV. Finale. Allegro [7:51]


Auszüge aus dem Konzert

Streichquartette von Veress & Beethoven

gespielt vom Orpheus Quartet:
Charles-André Linale (1. Violine) · Emilian Piedicuta (2. Violine)
Emile Cantor (Bratsche) · Laurentiu Sbarcea (Cello)
am 20. Juni 2002

Ludwig van Beethoven (1770-1827):
Streichquartett in E-Moll, Op. 59, Nr. 2
"2. Rasumowsky-Quartett"
16. III. Allegretto [6:47] · 17. IV. Finale: Presto [5:57]



Tonmeister: Andreas Otto Grimminger

Mastering: Andreas Otto Grimminger & Josef-Stefan Kindler

Photography: Josef-Stefan Kindler

Artwork & Coverdesign: Josef-Stefan Kindler

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